Heizen – CO2 – Sparen
© by Dr. Engin Bagda

CO2-Emission und Weltbevölkerung

Dr. Engin Bagda

CO2

Bis Anfang des 19. Jahrhunderts war die Menschheit von der Agrarwirtschaft geprägt und hat im Schweiße seines Angesichts das Brot erarbeitet. Mit der Erfindung der Dampfmaschine im 18. Jahrhundert haben Maschinen angefangen dem Menschen Arbeit abzunehmen. Die Menschen hatten mehr Zeit sich zu bilden, zu Forschen und neue Maschinen zu erfinden. Die Energie für die Arbeit, die dem Menschen abgenommen wurde, wurde überwiegend durch Verbrennen von fossilen Energieträgern, erst Kohle später Erdöl und Erdgas erzeugt. Mit dieser Industrialisierung hat die CO2-Konzentration in der Atmosphäre angefangen zu steigen (siehe CO2-Emission und Klimawandel).

Mit dem industriellen Fortschritt und der damit verbundenen Aufklärung wurden auch die Medizin und die hygienischen Verhältnisse besser, die Lebensqualität und Lebenserwartung der Menschen nahm zu.  Das führte zu einem Wachstum der Weltbevölkerung, wie in Abbildung 1 dargestellt.

 

Abbildung 1: Bevölkerungswachstum auf der Erde.

Die CO2-Konzentration, stellvertretend auch für die anderen „Treibhausgase“ wird seit 1957 auf 3400 m Höhe auf dem Mauna Loa in Hawaii gemessen. Die Werte entsprechen den Werten, die auch vom Deutschen Wetterdienst seit 1960  in Deutschland gemessen werden. Die Tendenz ist Weltweit steigend (siehe: CO2-Emission und Klimawandel). In Abbildung 2 ist die CO2-Konzentration in der Atmosphäre gegen die Weltbevölkerung im Zeitraum 1960 bis 2020 aufgetragen. Aus diesem ist zu sehen, dass der Anstieg der CO2-Konzentration in der Atmosphäre und der Anstieg der Weltbevölkerung linear korrelieren.

 

Abbildung 2: Entwicklung der CO2-Konzentration in der Atmosphäre im Verhältnis zur Zunahme der Weltbevölkerung

Die Grafik verdeutlicht, dass die CO2-Konzentration neben der Industrialisierung, von der Zunahme der Weltbevölkerung abhängt. Damit wäre eine weitere wichtige Stellschraube, zum verhindern des weiteren Klimawandels, die Geburtenrate (Fertilität). Auf die wirtschaftlichen Konsequenzen aus der abnehmenden Geburtenrate und der damit bedingten Überalterung der Bevölkerung, wie es derzeit in China und Japan zu beobachten ist und sich bei uns in Europa abzeichnet, soll hier nicht eingegangen werden.

Die Korrelation zwischen Bevölkerungswachstum und  CO2-Emission wird auch von einem der führenden Köpfe der Friday For Future Bewegung in Deutschland, von der Klimaaktivistin Luisa Neubauer gesehen. Sie schreibt in ihrem Buch „Vom Ende der Klimakrise – Eine Geschichte unserer Zukunft“: „Wir müssen uns auch die Demografie angucken: Das ist eine der Ursachen für den Klimawandel. … Das CO2-Intensivste ist ja sozusagen, ein Kind in die Welt zu setzen. Nichts verbraucht mehr CO2 als die Geburt eines Kindes.“ (Keine Kinder kriegen für das Klima? Lanz setzt Luisa Neubauer unter Druck - Utopia.de ZDF-Talkrunde am 22. Oktober 2019 mit Lanz).

Bruttoinlandsprodukt, Wohlstand, CO2-Emission

Mit der Industrialisierung und dem damit verbundenen Kapitalismus geht ein „Wohlstand“ einher. Es wird mehr konsumiert, in größeren Wohnungen gelebt,  mehr Verreist und die Mobilität nimmt zu. All dieses kann mit dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Person recht gut in Zahlen ausgedrückt werden. In Abbildung 3 ist das BIP beispielhaft für einige Länder für das Jahr 2022, in Abhängigkeit der CO2-Emission pro Person und Jahr aufgetragen.

 

Abbildung 3: BIP pro Person und Jahr im Verhältnis zur CO2-Emission in Tonnen/Person/Jahr. Quellen: Liste der Länder nach Bruttoinlandsprodukt pro Kopf – Wikipedia , Statista und Internationaler Währungsfond in Tausend USD/Person/Jahr, Stand 2022

Die Verteilung der Länder in Abbildung 3 zeigt die Tendenz, dass mit steigender BIP auch die CO2-Emission pro Person steigt. Die Abhängigkeit pro Person ist neben dem BIP auch davon abhängig, wie in diesen Ländern Energie gewonnen wird (Energiemix). Bei ähnlichem BIP ist zum Beispiel in Frankreich die CO2-Emission pro Person etwa halb so hoch, wie in Deutschland, da in Frankreich viel Strom aus Kernkraftwerken gewonnen wird. Daten zur CO2-Emission für die Stromerzeugung kann aus der Seite https://app.electricitymaps.com/zone/DE entnommen werden. Diese Daten sind für die Deutung der Abbildung 3 hilfreich.

Das Wesentliche in Abbildung 3 sind die Länder im roten Viereck mit einem BIP per Person und Jahr von kleiner als 10.000 USD, sowie einer CO2-Emission per Person von kleiner als 5 t per Person und Jahr. Diese Länder sollen im weiteren Text als „arme Länder“ bezeichnet werden. Im Anhang sind die Zahlen zu Abbildung 3 sowie zur Bevölkerung und CO2-Emission aufgeführt.

In den „armen“ Ländern im roten Viereck leben insgesamt 3,1 Mrd. Menschen, die im Jahr 2022 insgesamt 5,4 Mrd. t CO2-Emittiert haben. Dabei ist der größte Emittent Indien, das sehr viel Kohle zum Erzeugen von Strom verbrennt. In den „wohlhabenden“ Ländern mit einer BIP größer als 10.000 USD pro Person und Jahr, leben insgesamt 2,4 Mrd. Menschen die 23 Mrd. t CO2 emittiert haben. Das bedeutet, dass die wohlhabenden Länder 4x mehr CO2 emittieren als die Menschen in den „armen“ Ländern. Die BIP der "Wohlhabenden" ist im Durchschnitt 26.500 USD pro Person und Jahr, die „Armen“ nur 3.300 USD (Tabelle 2). Fast ein Faktor 10 (siehe Tabelle 1).

 

BIP <=10.000 USD/Person/Jahr

BIP > 10.000 USD/Person/Jahr

 

„arme“ Länder

„wohlhabende“ Länder

Einwohner

3,1 Mrd. Menschen

2,4 Mrd. Menschen

CO2-Emission

5,4 Mrd. t/Jahr

23 Mrd. t/Jahr

BIP Person/Jahr

3.300 USD

26.500 USD

Tabelle 1: Vergleich der CO2 Emission und BIP der Menschen in den "armen" und "wohlhabenden" Ländern aus den Zahlen im Anhang (Stand 2022).

Ausblick

Das Erreichen der "Klimaneutralität", in dem nur so viel CO2 Emittiert wird wie von der Natur gebunden werden kann, geht nur, wenn die CO2 Emission reduziert wird. Das setzt aber voraus, dass die Menschen in den Ländern mit geringer Industrialisierung und geringem Einkommen, ausgedrückt mit der BIP pro Person, in Zukunft weiterhin weinig CO2 emittieren wie derzeit. Das wäre damit verbunden, dass sie sich die teuren Technologien für regenerative Energien leisten können und weitestgehend auf den Konsum in der Größenordnung der wohlhabenden Länder  verzichten.

Die Zukunft wird zeigen, ob das möglich ist, in dem mit westlicher Technologie in den „armen“ Ländern der Wohlstand erhöht werden kann, ohne dass die Emissionen der Treibhausgase steigen. Nach den Gesetzen der Physik und der Chemie ist die Nutzung der fossilen Energieträger einfacher und damit kostengünstiger, als die Umwandlung der Sonnenenergie in nutzbare Energie. Wind- sowie Wasserkraftwerke erzeugen aus der Sonnenenergie, resultierend aus der Temperaturdifferenz zwischen Standorten (Wind) beziehungsweise Luftschichten (Regen), „grünen“ Strom. Das Erzeugen von grüner, regenerativer Energie erst als Strom, daraus „Green fuels“ beziehungsweise Wasserstoff bedarf großer Investitionen, die von den armen Ländern kaum gestemmt werden können. Hierfür wird es notwendig sein, dass wohlhabende Länder für die Klimaneutralität Weltweit Steuergelder in den armen Ländern investieren.

Die Analyse dieser Tatsachen wird zweifelsohne Thema noch weiterer Weltklimakongresse COP sein. Jedes Land wird für sich entscheiden, was machbar ist. Eine „Ökodiktatur“ wird in demokratisch regierten Ländern nicht möglich sein, in denen die  Wohlhabenden auf Egoismus verzichten und altruistisch den „Armen“ Gelder zur Verfügung zu stellen.

Was aber geht ist, dass wenn jeder vor seiner eigenen Haustür kehrt, die Welt viel CO2 sauberer wäre. Deshalb ist es für uns übersichtlicher die CO2-Emissionen in Deutschland zu klären (siehe  CO2-Emission in Deutschland Stand 2024).

Weiterführende, empfehlenswerte Literatur www.reiner-klingholz.de das Buch "Zu viel für diese Welt - Wege aus der doppelten Überbevölkerung".

 

Anhang

 

BIP
103 USD/Person/a

CO2 t/Person/a

Einwohner Mio.

CO2 Emission
Mio t/a

Katar

83,5

35,6

3

97

USA

76,3

14,9

340

5.047

Australien

64,8

15,1

26

399

Niederlande

57,4

8,1

17

141

Canada

55,0

14,3

39

551

VAE

51,4

21,8

10

217

Deutschland

48,7

8,1

84

681

Frankreich

42,4

4,4

68

298

Saudi-Arabien

34,4

18,7

37

691

Japan

33,8

8,6

124

1.060

Süd-Korea

32,4

11,9

52

618

Russland

15,6

12,1

142

1.715

China

12,7

8,1

1.413

11.376

Malaysia

12,5

7,6

34

262

Mexiko

10,0

4,0

130

520

Brasilien

9,5

2,3

219

499

Indonesien

4,8

2,4

279

660

Ägypten

4,6

2,3

110

255

Philippinen

3,5

1,3

116

151

Bangladesch

2,5

0,6

167

100

Indien

2,4

1,9

1.399

2.700

Pakistan

1,7

0,9

248

228

Äthiopien

0,9

0,6

116

70

Nigeria

0,6

0,6

231

136

Kongo

0,6

1,2

112

134

BIP sowie CO2-Emission in Tonnen/Person/Jahr, Einwohner sowie CO2-Emission in Tonnen/Person/Jahr einiger Länder. Quellen: Liste der Länder nach Bruttoinlandsprodukt pro Kopf – Wikipedia , Statista und Internationaler Währungsfond in Tausend USD/Person, Stand 2022